Am Donnerstag, 5. Mai 2022 berichtete die EMDER ZEITUNG über unseren Beamten-Bau und Wohnungsverein unter der Überschrift:

„Gläsener Fund im feuchten Untergrund“

GESCHICHTE – Sanierung fördert eine vermutlich 100 Jahre alte Flasche der Emder Mineralwasserfabrick Burmann zutage

VON GABY WOLF

EMDEN – So eine Pfahlkopfsanierung, wie sie gerade in der Nesselander Straße 22 läuft, macht ganz schön viel Arbeit. Dort im Keller geht es für die Handwerker Gerold Betten und Helge Schröder vom Emder Beamten-Bau- und Wohnungsverein gerade tief hinein ins Erdreich, um die Holzpfähle freizulegen, auf denen das Haus 1927 gegründet wurde. Kein Vergnügen bei dem schwergängigen und oft schuttdurchsetzten Emder Kleiboden. Deshalb ahnte Schröder auch erst gar nicht, was er da auf einmal für einen kleinen Schatz auf der Schaufel hatte: eine Glasflasche mit Bügelverschluss vermutlich aus der Zeit um 1900 – ohne Sprung und ohne Kratzer, dafür aber mit der edel wirkenden Reliefprägung: „Mineralwasserfabrik Wilh. Burmann- W.B. Emden“.

Der richtige Riecher

Das freilich war zwischen all der Erde nicht sofort zu erkenne. „Ich habe nur gedacht: ’ne Sch…flasche“, bekennt der gelernte Wasserbauer freimütig. Doch bevor das gute Stück im hohen Bogen auf dem Kellerboden landete, griff Kollege Betten beherzt zu. „Aus Neugier“, wie er sagt. Dass er da wohl den richtigen Riecher gehabt hatte, zeite sich beim Abspühlen der Flasche. Betten ist durch seine 26-jährige Maurer-Tätigkeit beim Beamten-Bau allerdings auch schon ein bisschen aufs „Sachen-Suchen“ geeicht. Denn die Genossenschaft hat etliche Häuser mit Holzpfahlgründung im Bestand – und muss für den Erhalt praktisch dauernd irgendwo im Untergrund graben. „Viele stehen im ehemaligen Emsbett“, erklärt Ingenieurin Heike Tobias-Broja vom Vorstand. Die hölzernen Grundpfeiler standen also einst komplett im Wasser, waren damit Konserviert.

Luft sorgt für Fäulnis

Doch seit der Absenkung des Grundwasserspiegels kommt Luft an die Köpfe. Das Holz fängt an zu faulen. Die Folge: Gegäudeteile sacken ab, das Mauerwerk bekommt Risse. Vor 55 Jahren führte Architekt Johann Tobias daher die Pfahlkopfsanierung als fortlaufendes Programm ein. „Dabei wird der Kopf der Holzpfähle abgeschnitten und der Bereich eingeschalt, damit ein Betonsockel auf dem noch intakten Holz darunter entsteht“, erläutert seine Tochter. Danach wird ein neuer Kopf mit hartgebranntem Klinger aufgemauert. Allein in der Nesselander Straße 22 haben es Betten und Schröder mit gut 80 Pfählen zu tun. Die Arbeiten laufen seit Januar – und dauern wohl noch bis Juni. Dabei verschwindet viel Geld im Boden: „1500 Euro pro Pfahl mit allem Drum und Dran“, sagt Tobias-Broja. „Von außen sieht man’s nicht, aber wenn wir das nicht machen, bricht alles zusammen.“

Kuriose Funde

Es würde allerdings auch nicht manch kurioses „Beifang“ geben. So haben die Männer vom Beamten-Bau auch an anderer Stelle schon Alltagsrelikte von anno dazumal ans Licht befördert: altertümliche Schuhsohlen, Bruchstücke von Geschirr, vor Jahren auch schon mal eine Flasche der „Ostfriesischen Actien Brauerei Arich“.
Solch ein gut erhaltenes Exemplar wie jetzt mit Bügel und intaktem Porzellankopf (Aufdruck: „Bierhandlung Wilh. Burmann“) war bisher aber noch nicht darunter. Was es mit diesem Burmann auf sich hat, dazu jedoch konnte selbst der Hobby-Historiker im Beamten-Bau-Team – Tischler Manfred Meyer (er schätzte das Alter der Burmann-Flasche anhand eines ähnlichen Exemplars in seiner Sammlung auf über 100 Jahre) – keinen Hinweis geben.

Wer Näheres weiß, kann sich unter Telefon 04921/9177-0 bei Heike Tobias-Broja melden.

Herr Wenholt, der Geschäftsbericht des Beamten-Bau- und Wohnungsverein für 2019, den Sie als kaufmännischer Vorstand den Mitgliedern vorstellten, sieht ja sehr gut aus. War das in den Vorjahren ähnlich? Und wie sieht die Tendenz für das Corona-Jahr 2020 aus?

Andreas Wenholt: Nach unserem mit dem Aufsichtsrat abgestimmten Finanz- und Wirtschaftsplan knüpfen wir an unser positiv verlaufendes Geschäftsjahr 2019 an. Und werden, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen Jahresüberschuss erwirtschaften können. Wie sich die Pandemie in der letzten Monaten des Jahres 2020 noch auswirkt, können wir heute noch nicht abschließend einschätzen.

Wie hat sich Corona in Ihrer täglichen Arbeit ausgewirkt und wie auf das gesamte Vermietungs- und Renovierungsgeschäft?

Mit Beginn der Pandemie haben wir fast täglich neue Entscheidungen treffen müssen, um unsere Mitarbeiter und Mieter den bestmöglichen Schutz zu bieten. So haben wir zum Beispiel die jährlichen Wartungsarbeiten an Heizthermen unterbrochen. Arbeiten werden nur noch in Leerwohnungen durchgeführt. Und nur in wirklichen Notfällen sind unter den strengen Auflagen in den bewohnten Wohnungen entsprechende Arbeiten verrichtet worden. Die verschiedenen Gewerke sind von meiner Vorstandskollegin Heike Tobias-Broja koordiniert worden, so dass kein Gewerk mit den anderen in Kontakt gekommen ist.

Gab es im vergangenen Jahr Neubauprojekte oder neue Wohnungen, die zu Ihrem Bestand hinzugekommen sind?

Ja, im vergangenen Jahr haben wir unser Neubauprojekt in der Lise-Meitner-Straße im Emder Stadtteil Larrelt abgeschlossen. Hier konnten die letzten zwölf von 28 Wohnungen fertiggestellt und von unseren Mitgliedern bezogen werden.

Wie ist die Nachfrage nach Mietwohnungen überhaupt? Spüren Sie den Bauboom von Eigentumswohnungen?

Die Nachfrage ist bei uns nach wie vor unverändert. Fast täglich kommen bei uns um die zehn Anfragen von Wohnungsinteressenten.

Wie sieht es mit dem „sozialen Mix“ in Ihren Häusern aus? Wer mietet, Alte, Junge, Familien, Menschen mit hohen, mittleren und unterem Einkommen?

Wir haben Wohnungen in allen Größen und Lagen in Emden, da sind es 1025 und wenige in Aurich und bieten diese für alle Schichten der Bevölkerung an.

Gibt es aktuelle Vorhaben, die Sie demnächst angehen wollen?

Wegen der Corona-Pandemie haben wir uns da bewusst etwas zurückgehalten. Wir haben zwar Pläne, aber die wollen wir nicht mehr so schnell realisieren wie vor Corona.

DER BEAMTEN-BAU UND WOHNUNGSVEREIN EG

Die Genossenschaft wurde am 19. Januar 1902 gegründet und hat um die 2000 Mitglieder.

Die Genossenschaft bewirtschaftet einen Bestand von 1071 Wohnungen, davon 1025 in Emden und 41 in Aurich mit einer Wohnfläche von 79 745 Quadratmetern.

Die durchschnittliche Nettokaltmiete beträgt 4.40 Euro pro Quadratmeter.

Die Bilanzsumme der Genossenschaft beträgt 29,5 Millionen Euro.

Gemeinsam mit dem Regiebetrieb der Handwerker werden um die 19 Mitarbeiter beschäftigt.

Der Zweck der Genossenschaft ist, dass ihre Mitglieder vorrangig eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung erhalten.

Der Bilanzgewinn 2019 und die Ausschüttung wird in einer gestaffelten Dividende von 2,5 Prozent auf die ersten zehn Anteile und 1,25 Prozent auf die übrigen Anteile zu verwenden.