Unsere wechselvolle Geschichte
Um 1900 erlebte Emden einen großen Aufschwung, ausgelöst durch die Erweiterung des Seehafens und die Fertigstellung des Dortmund-Ems-Kanals, der die Stadt mit dem Ruhrgebiet und damit dem industriellen Zentrum Deutschlands verband. Von großer Bedeutung war damals auch die Heringsfischerei in der Nordsee. Zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden, die entsprechend Menschen aus anderen Regionen anzogen. Dies schuf allerdings ein gravierendes Problem: Es fehlte bald an bezahlbarem und komfortablem Wohnraum.
Auf Initiative des Amtsrichters Richard, des Eisenbahnverkehrsinspektors Döbel und anderen Mitstreitern wurde am 19. Januar 1902 die Beamten- Bau- und Wohnungsverein eG gegründet. Zu Beginn hatte unsere Genossenschaft 229 Mitglieder, die unverzüglich ihre Arbeit aufnahmen. Bis Ende 1904 entstanden elf Sechsfamilienhäuser, ein weiteres wurde angekauft, so dass nach knapp drei Jahren bereits 72 Wohnungen von unserer Genossenschaft verwaltet wurden. Nach einer längeren Pause entstanden zwischen 1913 und 1914 insgesamt 15 Drei- und neun Zweifamilienhäuser, alle ausgestattet mit Badezimmern, was für jene Zeit nicht selbstverständlich war.
Der Erste Weltkrieg bedeutete einen gravierenden Einschnitt. Nach Kriegsende war es schwierig, Baumaterial zu beschaffen. Erst im Spätsommer 1919 konnte mit dem Bau von 40 Einfamilienhäusern begonnen werden. Bis 1923 wurden weitere 149 Wohnungen fertiggestellt, der galoppierenden Inflation zum Trotz. Die Bilanzsumme der Genossenschaft betrug auf dem Höhepunkt der Inflation im November 1923 sagenhafte und kaum aussprechbare 20.881.705.240.290.526,86 Reichsmark. In den Jahren bis 1929 festigte sich die Währung allerdings wieder. Die Bautätigkeit wurde fortgesetzt, die Mitgliederzahl wuchs auf 558.
Auf Grund des Börsenkrachs in 1929 und der anschließenden weltweiten Wirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre war die Kapitalbeschaffung äußerst schwierig. 1931 wurde die Bautätigkeit völlig eingestellt. Der Bedarf war vorerst gedeckt, elf Wohnungen standen leer. Der Verein hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen und machte 1930 erstmals einen Verlust in Höhe von rund 30.000 Reichsmark.
Mit Hilfe der Regierung und der Gläubiger gelang 1933 die Sanierung der Genossenschaft. Allerdings wurden keine Neubauten in Angriff genommen, sondern lediglich dringend notwendige Renovierungen durchgeführt. Ab 1935 normalisierte sich die Lage wieder. 1936 wurden Kleinwohnungen errichtet, bis 1939 entstanden weitere 49 Wohnungen.
Der Zweite Weltkrieg brachte einen weitaus größeren Einbruch als der Erste. Die schweren Bombenangriffe auf die wichtige Industriestadt Emden hatten diese zu ungefähr 80 Prozent zerstört. Betroffen waren Gebäude aller Art. 300 Wohnungen, mehr als die Hälfte des Bestandes der Genossenschaft, lagen vollständig in Trümmern oder waren schwer beschädigt, sämtliche Dächer abgedeckt. Trotz der fast unlösbaren Aufgabe, die Genossenschaft wiederzubeleben, gingen die Mitglieder tatkräftig ans Werk – mit viel Improvisation und Geschick bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und anderen Hilfen.
Mit der Währungsreform 1948 wendete sich das Blatt zum Guten, wenn auch langsam. 1953 wurde die Bautätigkeit wieder aufgenommen, es entstanden 12 Wohnungen. Dann aber wurden jährlich etwa 100 Wohnungen errichtet, so dass der Bestand bis 1960 auf 729 anwuchs. 1970 waren es 805, 1974 mehr als 928 neue Wohnräume für die Bevölkerung. Unsere Genossenschaft hat damit wesentlich zum Wiederaufbau der Städte Emden und Aurich nach dem Krieg beigetragen und ist bis heute ein fester Bestandteil im Bereich Wohnimmobilien. Und nicht nur das: Die Mitgliederzahl von rund 2.000 und ein Wohnungsbestand von mehr als 1.000 belegen deutlich, dass der Genossenschaftsgedanke über all die Jahrzehnte und trotz aller Schwierigkeiten bis heute lebendig geblieben ist und auch die Zukunft nicht fürchten muss.